Impfung verbessert Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion

Forschende haben Immunkastration bei Schweinen untersucht und sprechen Empfehlung aus

Immunkastration hat keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse und gewährleistet mehr Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion – das haben Forschende aus Kiel und Göttingen herausgefunden. Projektkoordinator Prof. Dr. Joachim Krieter, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hatte die Ergebnisse zum Projektabschluss im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Lebensmittelhandel in Kiel vorgestellt und diskutiert.

Die meisten für die Mast bestimmten männlichen Ferkel werden chirurgisch kastriert. Ohne diesen Eingriff kann das Fleisch einen unangenehmen Geruch entwickeln und ist dann kaum verkäuflich. Eine mögliche Alternative ist die Immunkastration. Dabei wird den Tieren ein Impfstoff verabreicht, der die Bildung von Geschlechtshormonen zeitweise unterdrückt. In dem Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (FINGER)“ haben Forschende der CAU und der Universität Göttingen sowie des Max Rubner-Instituts in Kulmbach unter anderem die Umweltbilanzen immunkastrierter und chirurgisch kastrierter Schweine sowie unkastrierter Eber verglichen, die Tiergesundheit sowie die Produktqualität bewertet und die Handelswertermittlung überprüft.

Die Kieler Arbeitsgruppe untersuchte die CO2-Bilanz und die Variabilität der Schlachtleistungen von Immunkastraten. „Die CO2-Bilanz verbessert sich aufgrund der besseren Futterverwertung der Immunkastraten um 6 bis 10% gegenüber chirurgisch kastrierten Schweinen“, erklärte Joachim Krieter. „Zudem führte die Mast von Immunkastraten keinesfalls zu einer Erhöhung der Variabilität in den Schlachtleistungen“, bestätigt der Wissenschaftler der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU.

In der gemeinsamen „Kieler Erklärung“ erkennen Branchenbeteiligte die Ergebnisse des Projekts an, insbesondere die wissenschaftlich bestätigte Gleichwertigkeit der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten männlichen Schweinen im Vergleich zu weiblichen Schweinen und die daraus resultierende Eignung ihrer Schlachtkörper für die weitere Verarbeitung.

Obwohl die Impfung mit dem Impfstoff Improvac® weltweit seit über 20 Jahren angewendet wird und eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen dazu vorliegen, sind die praktischen Erfahrungen in Deutschland sehr begrenzt. Bisher fehlen praxisnahe Studien, die mögliche Folgen der Immunkastration an umfangreichen Daten mit verschiedenen Schweinerassen, Fütterungstechniken und Futterrationen untersuchen. Gleiches gilt für die Klassifizierungs- und Abrechnungssysteme. Wegen dieser Unsicherheit hat die Impfung in Deutschland bisher keine Marktrelevanz erlangt.

Das Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms Nutztierhaltung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Porträtfoto von Joachim Krieter.
© privat

Professor Joachim Krieter war bis zum Sommersemester 2023 an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU.

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Joachim Krieter (pensioniert)
Institut für Tierzucht und Tierhaltung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
jkrieter@tierzucht.uni-kiel.de
 

 

Pressekontakt:
Dr. Doreen Saggau
Öffentlichkeitsarbeit & wissenschaftliche Kommunikation, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät