BMEL-Leitbildkommission zur Zukunft der Ostseefischerei legt Empfehlungen vor

Vorsitzende der Kommission und CAU Professorin Marie-Catherine Riekhof übergibt Abschlussbericht an die Bundesregierung

Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)

Die "Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei" hat am 18. Dezember im Rahmen der letzten Sitzung ihren Abschlussbericht an das BMEL übergeben. Die Kommission hat sich auf ein Leitbild für die Zukunft der deutschen Ostseefischerei verständigt, welches auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit beruht: ökologisch, ökonomisch und sozial. Im Bericht beschreibt die Kommission Ansätze, um Fischerei und Meeresnaturschutz stärker als bisher in Einklang zu bringen und das Berufsbild der Ostseefischerei kurzfristig zu stärken. Damit soll zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Fischereisektors beigetragen werden. Von zentraler Bedeutung sei, zukünftig junge Menschen für die Fischerei zu gewinnen, um den Beruf und damit die wirtschaftlichen Strukturen sowie das soziokulturelle Erbe der Fischerei zu erhalten.
 
Dazu erklärt Claudia Müller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: "Die Ostseefischerei steckt bereits seit einiger Zeit in einer beispiellosen Krise: Die anhaltend kritische Bestandssituation und der damit verbundene Wegfall wichtiger Fangmöglichkeiten vor allem für Dorsch und Hering trifft die Fischerinnen und Fischer hart und die Betriebskosten sind massiv gestiegen. Immer mehr Fischerinnen und Fischer sehen für sich keine Zukunft mehr und entscheiden sich dafür, diesen Beruf aufzugeben. Diesem Negativtrend können und wollen wir nicht tatenlos zusehen. Wir haben daher die Leitbildkommission eingesetzt, um in einem partizipativen Ansatz eine gemeinsame Vorstellung über die Zukunft der Ostseefischerei zu entwickeln. Es freut mich sehr, dass es der Kommission gelungen ist, ein ausgewogenes Leitbild für die Ostseefischerei zu entwickeln und konkrete Maßnahmen vorzuschlagen. Mein großer Dank gilt allen Mitgliedern der Kommission – besonders der Vorsitzenden Frau Professorin Dr. Riekhof – für ihr Engagement und ihre intensive Befassung mit diesem wichtigen Thema."
 
Die Vorsitzende der Leitbildkommission Marie-Catherine Riekhof, Professorin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Direktorin des Center for Ocean and Society (CeOS) im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS), sagte anlässlich der Übergabe des Abschlussberichts: "Die Arbeit der Kommission ist für mich ein gutes Beispiel, wie die Auseinandersetzung mit vorliegender Evidenz, die Einbeziehung von Expertinnen und Experten aus den betroffenen Fachbereichen sowie die sorgfältige Abwägung der Interessen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen zu einem neuen Leitbild führen kann. Wir sind überzeugt, mit diesem Leitbild und unseren Empfehlungen eine fundierte Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen geschaffen zu haben."
 
Zum weiteren Vorgehen betonte Claudia Müller: "Die Empfehlungen der Leitbildkommission geben uns wichtige Impulse. Auf dieser Basis werden wir früh im kommenden Jahr in enger Abstimmung mit den Ostseeküstenländern und dem Bundesumweltministerium prüfen, welche konkreten Schritte notwendig und zielführend sind, um die Küstenfischerei an der Ostsee zu erhalten. Parallel dazu wird auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte ‚Zukunftskommission Fischerei‘ ihre Arbeit aufnehmen, und sich mit Schwerpunktthemen befassen, die für die gesamte deutsche Meeresfischerei wichtig sind. Für mich steht fest: Wir kommen nur voran, wenn Bund und Länder an einem Strang ziehen – das sind wir den krisengebeutelten Ostseefischerinnen und -fischern schuldig."

 

Neun Maßnahmenbereiche für die zukünftige Ostseefischerei

Das Leitbild sowie die Empfehlungen und Maßnahmen zur Umsetzung richten sich an die verschiedenen politischen Ebenen bzw. Verwaltungsebenen von Bund, Ländern und Kommunen. Die Leitbildkommission schlägt neun Maßnahmenbereiche vor, wie die zukünftige Ostseefischerei ausgerichtet und zukunftsfest gemacht werden sollte:

  1. Junge Menschen für die Fischerei gewinnen
  2. Diversifizierung des Tätigkeitsfeldes ermöglichen und stärken
  3. Infrastruktur für gewerbliche Fischerei und Freizeitfischerei erhalten, anpassen und modernisieren
  4. Fischereimanagement weiterentwickeln
  5. Mit Meeresnaturschutz in die Zukunft investieren
  6. Entwicklung nachhaltiger Fischereitechnologien und Innovationen fördern
  7. Flottentransformation ermöglichen
  8. Digitalisierung gestalten, Daten erheben und Wissen generieren
  9. Organisation der Fischerei stärken, Dialog- und Beteiligungsformate weiterentwickeln

Details zu den Maßnahmen sowie den kompletten Abschlussbericht der Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei - inklusive einer Liste der Kommissionsmitglieder – finden Sie auf der Webseite des BMEL.

 

Hintergrund:

Die Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei wurde 2022 durch den politischen Runden Tisch Ostseefischerei auf Ebene der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre des Bundes (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL) und der drei Küstenbundesländer (Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen und Schleswig-Holstein) einberufen, mit dem Auftrag, in einem partizipativen Prozess ein mittelfristiges Leitbild zu erarbeiten, wie die Zukunft der deutschen Ostseefischerei aussehen sollte, sowie konkrete Empfehlungen und Maßnahmen vorzuschlagen, die dieses Leitbild bestmöglich umsetzen können. Am 8. November 2022 kam die Leitbildkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Marie-Catherine Riekhof (Uni Kiel) zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen und hat in insgesamt zehn Arbeitssitzungen ihren Arbeitsauftrag erfüllt.

 

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Marie-Catherine Riekhof
Direktorin des Center for Ocean and Society (CeOS)
Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS)
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
mcriekhof@ae.uni-kiel.de

Foto von Pressekonferenz
© Heike Schwermer, Uni Kiel

Pressekonferenz im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin. CAU-Professorin Marie-Catherine Riekhof (rechts im Bild) übergibt den Abschlussbericht der Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei an die Parlamentarische Staatssekretärin Claudia Müller (Bildmitte).

Gruppenfoto
© Meryem Reiterer, BMEL

Mitglieder der Uni Kiel in der Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei (v.l.n.r.): Ressourcenökonomin und Vorsitzende der Kommission Prof. Marie-Catherine Riekhof, Fischereibiologe Dr. Rudi Voss (CAU/iDiv) und Fischereibiologin Dr. Heike Schwermer.

Über Kiel Marine Science (KMS)

Kiel Marine Science (KMS) ist das Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). KMS bildet die organisatorische Einheit für alle natur-, geistes- und sozialwissenschaftlich arbeitenden Forscherinnen und Forscher, die sich mit den Meeren, Küsten und den Einfluss auf die Menschheit beschäftigen. Die Expertise der Gruppen kommt beispielsweise aus den Bereichen der Klimaforschung, der Küstenforschung, der Physikalischen Chemie, der Botanik, aus der Mikrobiologie, der Mathematik, der Informatik, der Ökonomie oder aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Insgesamt umfasst KMS über 70 Arbeitsgruppen an sieben Fakultäten und aus über 26 Instituten. Gemeinsam mit Akteuren außerhalb der Wissenschaft arbeiten sie weltweit und transdisziplinär an Lösungen für eine nachhaltige Nutzung und den Schutz des Ozeans.

Pressekontakt:
Friederike Balzereit
Wissenschaftskommunikation | Öffentlichkeitsarbeit | Kiel Marine Sciences (KMS) | Future Ocean Netzwerk