Kieler Expertise: Hochschullehrende an Gutachten zu nachhaltigerer Ernährung beteiligt

Bundesministerin Julia Klöckner erhält Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) hat am Freitag, 21. August, sein Gutachten „Eine integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faire Ernährungsumgebungen gestalten“ an die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner übergeben. An der Erstellung des Papiers waren auch drei Hochschullehrende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) beteiligt.

In seinem Gutachten hat der Expertenstab neun zentrale Empfehlungen zur Transformation des Ernährungssystems ausgesprochen, die sich an den sogenannten „Big Four“ einer nachhaltigeren Ernährung orientieren: Gesundheit, Soziales, Umwelt und Tierwohl. Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören unter anderem die schrittweise Einführung einer qualitativ hochwertigen und beitragsfreien Kita- und Schulverpflegung, die Abschaffung der Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für tierische Produkte, die Einführung einer neuen Verbrauchssteuer auf zuckerhaltige Getränke sowie die Einführung eines verpflichtenden Klimalabels für alle Lebensmittel aus. Zudem werde laute WBAE die Verantwortung aktuell noch zu stark auf die einzelnen Konsumenten und Konsumentinnen verlagert, die Politik müsse stärker unterstützen, um nachhaltiges Verhalten zu fördern.

Mit Dr. Lieske Voget-Kleschin vom Philosophischen Seminar der Philosophischen Fakultät sowie Professor Uwe Latacz-Lohmann vom Institut für Agrarökonomie und Professor Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, beide Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, sind auch Expertinnen und Experten der Kieler Universität in dem interdisziplinär besetzten Gremium vertreten. „Wir brauchen eine Neuausrichtung und Stärkung des Politikfeldes Ernährung, damit die Transformation unseres Ernährungssystems gelingt und faire Ernährungsumgebungen für alle ermöglicht", betont Voget-Kleschin, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Philosophie und Ethik der Umwelt, die als Ko-Autorin insbesondere sozial-ethische Aspekte hervorhob. Gemeinsam mit Professor Taube, der zur Ökoeffizienz von Landnutzungssystemen forscht, arbeitet sie in dem Kieler Graduiertenkolleg „Dritte Wege zur Ernährung der einen Welt“.

„Das Gutachten zeigt auch, dass in der öffentlichen Diskussion zu häufig symbolpolitisch gestritten wird, beispielweise über Plastiktüten, statt über zentrale umweltpolitische Stellschrauben wie beispielsweise die Notwendigkeit eines deutlich reduzierten Konsums tierischer Produkte“, erklärt Professor Latacz-Lohmann, der an der CAU zur Ausgestaltung der europäischen Agrarpolitik forscht. Deutschland sei im internationalen Vergleich bei der Ernährungspolitik Nachzügler.

Zum Gutachten des WBAE

Grafik
© WBAE

In seinem Gutachten formuliert der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) neun zentrale Empfehlungen für die Ernährungspolitik.

Professor Friedhelm Taube
© penofoto.de

Ko-Autor des Gutachtens: Friedhelm Taube, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU.

Mann vor einer Textgrafik
© Doreen Saggau, Uni Kiel

Uwe Latacz-Lohmann, Institut für Agrarökonomie, forscht zur Ausgestaltung der europäischen Agrarpolitik.

Porträtfoto Lieske Voget-Kleschin.
© privat

Lieske Voget-Kleschin ist Ko-Autorin des Gutachtens und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophisches Seminar der Universität Kiel, am Lehrstuhl für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften der Universität Tübingen und an der Professur für Umweltethik an der Universität Greifswald.

 

Kontakt:

Professor Dr. Friedhelm Taube
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
0431/880-2134
ftaube@gfo.uni-kiel.de

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Sachgebiet Presse, Digitale und Wissenschaftskommunikation