Seit 75 Jahren systemrelevant

Beim 75-jährigen Jubiläum wurde die Bedeutung der Agrar- und Ernährungswissenschaften wieder bestätigt.

 

Seit einem dreiviertel Jahrhundert wird an der Agrar und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel geforscht und gelehrt, um die landwirtschaftliche Produktion zu verbessern und die Versorgung der Gesellschaft mit ausreichend und gesunden Lebensmittel zu gewährleisten. Professor Karl H. Mühling, Dekan der Fakultät: „Als Lebenswissenschaft leisten die Agrar- und Ernährungswissenschaften schon immer einen essentiellen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme, wie Klima- und Ressourcenschutz und Ernährungssicherung. Seit 75 Jahren ist die Forschung unserer Fakultät systemrelevant, besonders in Krisenzeiten, damals wie heute.“

Die Fakultät wurde 1946 in der Nachkriegszeit als Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel gegründet. Wesentlich für die Entstehung der Fakultät war die große Herausforderung der Hungersnot in der Nachkriegszeit. Durch Forschung und Lehre sollte die Agrarproduktion wesentlich gesteigert werden, um die durch den Zustrom von vielen Flüchtlingen stark angestiegene Bevölkerung ausreichend zu ernähren. 1970 kam der ernährungswissenschaftliche Studiengang Ökotrophologie hinzu. Im Lauf der Jahrzehnte wuchs der Lehrkörper von neun Professoren auf heute 30 an und die Zahl der Studierenden von anfänglich 150 auf über 2000. Der Umfang der Lehre in Form von Vorlesungen, Seminaren etc. pro Semester, stieg von etwa 40 auf mehr als 300 Veranstaltungen an. In der Forschung dominierten zunächst praxisbezogene aktuelle Probleme und das Hauptziel war die Steigerung der Menge und Qualität an Nahrung, Futter und Rohstoffen bei Senkung des Arbeits- und Kapitalaufwandes. Der technische und ökonomische Fortschritt führte zu reichlichen, hochwertigen und preiswerten Agrarprodukten, nach einigen Dekaden dann sogar zum Überschuss. Aktuell interessieren Fragen der Pflanzen- und Tierproduktion unter Berücksichtigung von Umwelt, ökonomischen Aspekten und bis zu Fragen der Ernährung und Gesundheit des Menschen. Das Spektrum der Forschung umfasst dabei auch Probleme von überregionaler und internationaler Bedeutung; insbesondere in Entwicklungsländern.

 

Wissenschaft zum Anfassen

Auf dem Tag der offenen Tür der Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät konnten sich alle davon überzeugen, wie relevant die Forschung der Fakultät ist. Hoch motiviert empfingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergangenen Freitag (10. Juni) die Gäste im Festzelt auf dem Audimax-Vorplatz. Alle wollten ihre spannenden Forschungsbereiche vorstellen und den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in ihre Forschung geben.

„Ich freue mich, dass der Tag der offenen Tür auf viel Resonanz gestoßen ist. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten ihre Forschung direkt an ihren Forschungsobjekten, wie Kulturpflanzen, Boden oder Futtermittel für die Nutztiere erklären. Auch die Vorträge waren sehr gut besucht. Wir sind wirklich zufrieden und hoffen einen bleibenden Eindruck bei den Besucherinnen und Besuchern hinterlassen zu haben.“, betont Professor Karl H. Mühling, Dekan der Fakultät.

 

Mikrobiom Boden

Das Mikrobiom des Bodens anschaulich erklärt von Professorin Bahar Razavi.

 

 

Weizenentwicklung

Die Abteilung Pflanzenzucht von Professor Christian Jung zeigte auch die Ursprünge des Weizens.

 

Im Zelt auf dem Audimax-Vorplatz lag ein besonderer Duft in der Luft, der vom Kuhfutter kam. Dort standen nämlich Behälter mit den exakten Mengen an Stroh, Maisschrot, Kraft- und Mineralfutter, Sojaschrot sowie Gras- und Maissilage, die eine Milchkuh am Tag frisst. Daneben in Milchkartons, die Menge an Milch, die eine Kuh am Tag gibt. Am Nachbarstand sahen Besucherinnen und Besucher die Vorfahren des Weizens, aus denen der heutige Brotweizen gezüchtet wurde. Für die ganz Kleinen gab es im Krabbeltunnel eine Erkundungstour des Darms und seinen Bewohnern, sie konnte die Melkkuh ausprobieren oder Imitationen von Bakterien, die im Boden leben mitnehmen. Viele nutzten die Chance auf einen Traktor zu steigen, Würmer unter dem Mikroskop zu sehen oder die Kühe des Versuchsbetriebes Karkendamm über eine Live-Schalte zu beobachten. Parallel dazu hielten die Forschenden Vorträge, die praktische Tipps für viele Anwesende enthielten. Unter anderem gab Professorin Anja Bosy-Westphal in ihrem Vortrag „Tipps und Tricks zur Körperregulation“ konkrete Empfehlungen für eine gesunde Ernährung und Professor Remco Stam konnte bestimmt einigen Hobbygärtner mit seinem Vortrag „Hilfe meine Tomate ist krank“ weiterhelfen. Zusätzlich gab es in den Laboren der Institute weitere spannende Mitmach-Experimente. So konnte zum Beispiel Futter für Fliegen der Fliegenklinik von Professor Gerald Rimbach angemischt werden.

Der Tag der offenen Tür war der abschließende Höhepunkt der Jubiläumswoche, die am 2. Juni mit dem Büsumer Fischtag startete. Direkt im Anschluss, am 3. Juni, fand die Verleihung der Thünen-Medaille in Gold an Landwirt Deert Rieve statt. Herr Rieve aus Muuks in Mecklenburg-Vorpommern wurde von der Fakultät für seinen herausragenden Beitrag zur Landwirtschaft geehrt. Er zeichnet sich durch sein Engagement für richtungsweisende Entwicklungen moderner Konzeptionen und Methoden für landwirtschaftliche Betriebe und ökonomische Lösungsoptionen auf Basis eigener Erkenntnisse aus. Am Vormittag des 10. Juni standen die frisch promovierten und ehemaligen Promovendinnen und Promovenden der Fakultät im Mittelpunkt. So wurden nicht nur Promotionsurkunden an die frisch gebackenen Doktorandinnen und Doktoranden übergeben, sondern auch goldene und silberne Urkunden an die Doktorandinnen und Doktoranden, die vor 50 bzw. 25 Jahren promoviert haben.

 

Deert Rieve (Mitte) erhielt die Thünenmedaille in Gold von Dekan Karl. H. Mühling (links) und Laudator Professor Uwe Latacz-Lohmann (rechts).

Deert Rieve (Mitte) erhielt die Thünenmedaille in Gold von Dekan Karl. H. Mühling (links) und Laudator Professor Uwe Latacz-Lohmann (rechts).

 

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